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© Laura Spes |
Es ist muffig, das Licht flackert ein wenig, und die grauen Kellerwände
versprühen den Charme einer Stasi-Verhörzelle. Perfektes Ambiente für
eine gleichsam verstörende, wie auch einnehmende Inszenierung
. Caesar im
Haus der kleinen Künste punktet mit einem professionellen Amateurensemble und starken Bildern.
Wohlweislich betitelt mit ‘nach Shakespeare’, versetzt Regieneuling
Danijel Szeredy
das Geschehen des 400 Jahre alten Dramas in die heutige Zeit und bleibt
doch dem julianischen Rom treu. Brutus, der Verräter, gequält von
seiner Tat und seinem Streben nach Freiheit, bezahlt den Preis für
seinen Vatermord und muss sich Folter und Verhör stellen. Szeredy hat
neben der Überarbeitung des Textes und der Direktion auch noch eben die
Hauptrolle übernommen. Immerhin musste er dafür keinen Text lernen –
sein Brutus bleibt stumm, auch angesichts von Gewalt und Verzweiflung
entweicht seinen Lippen kein Ton. Sprach-, fassungs- und klaglos rennt
er schlussendlich in das ihm angebotene Messer.
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© Laura Spes |
Er ist der einzig Leise in dieser Welt voller Anzugträger, die sich uns in diesem Keller darbietet. Caesar selbst (
William Newton)
kommt nicht oft zu Wort, er lässt lieber den Chor sprechen. Die drei
Mädchen, die sich so unglaublich synchron artikulieren, dass es fast
gruslig wirkt, sind Folterknechte, Bürger und Aufständische zugleich.
Deren Stimmgewalt wird im letzten Akt schmerzhaft deutlich, als die
Akustik des kleinen Raumes zum tausendfachen Widerhall ihrer Schreie
führt und man sich auf der Startbahn eines Flughafens wähnt. Allgemein
wird zu viel auf Lautstärke gesetzt, was schade ist, da die Darsteller
es auch ohne den extremen Geräuschpegel vermögen, den Raum zu füllen.
Nur Lepidus, Brutus’ Vernehmer (
Matthias Mezes), bleibt
beängstigend ruhig, während er mit kleinen Gesten seine Schergen zu
weiteren Torturen anweist und langsam seine Zigarette raucht.
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© Laura Spes |
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Die Grausamkeit ist allgegenwärtig in dieser Produktion. Die Kellerwände
scheinen sie zu reflektieren. Und trotz radikalen Szenenumbrüchen,
Textvermengung
à la carte und feinsinnigen Kommentaren zur
aktuellen politischen Situation bleibt die klare Linie der Regieführung
deutlich zu erkennen. Es macht alles Sinn, und genau das fehlt jungem
Regietheater sonst. Auch hier sind die interpretatorischen Ansätze nicht
ganz einfach zu verstehen, aber nachzuvollziehen. Ein Fakt, den sich so
mancher gestandene Theatermacher zu Herzen nehmen könnte. Viel Applaus
für ein hochqualitatives Erstlingswerk mit beißender Kritik,
mitreißender Dynamik und begeisternden Darstellern.
Informationen unter www.hausderkleinenkuenste.de
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